Das LEUNA-CHEMIE-STADION

Das alte Kurt-Wabbel-Stadion

Die Geschichte des ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadions ist eine 90-jährige Reise zwischen Freude, Leid, Trauer und Emotionen. Von Wilhelm Jost erbaut und offiziell eigentlich erst 1936 eröffnet, war es in der Vergangenheit eine der wichtigsten Sportstätten Mitteldeutschlands, in dem neben Fußball auch Meisterschaften im Radfahren, Boxen und in der Leichtathletik ausgetragen wurden. Begleiten Sie uns von den Anfängen bis zum Ende.

Die Jahre 1920–1945

1920: Bereits 1920 war der Bau eines neuen Stadions Thema. Der damalige Verein FC Wacker 1900 Halle, welcher zeitweise zu den stärksten mitteldeutschen Fußballclubs zählte, ist nämlich 1920/21 Mitteldeutscher Meister geworden. Allerdings fehlten hier noch die nötigen finanziellen Mittel. Genauer gesagt knapp 1.000.000 Reichsmark.

1921: Der Hallesche Magistrat beschließt daher erst 1921 den Bau eines Stadions unter der Leitung von Stadtbaurat Wilhelm Jost. Geplant war eine moderne Arena mit einer Kapazität von 32.000 Steh- und 3000 Sitzplätzen.

1921-1923: Die Bauarbeiten werden in den Folgejahren auch unter Einbeziehung von Arbeitslosen als Notstandsarbeiten durchgeführt. Inflation und wirtschaftliche Rezession hemmen jedoch das Bautempo und geplante Hochbauten werden nicht fertiggestellt.

1923: Am 27. Mai 1923 wird das Stadion als »Kampfbahn der Stadt Halle« eingeweiht. Der damalige Bau war jedoch ein Provisorium. So entstand nur ein Platz mit umliegender Aschenbahn, ohne Tribünen und Umkleidemöglichkeiten. Der hallesche Stadtrat Wilhelm Jost kritisiert die Anlage als „halbfertig und ungeeignet, den großen sportlichen Verkehr in unsere Stadt zu bringen“.

1925: Wettkämpfe fanden trotzdem statt. Am 18. und 19. Juni fanden im Stadion die Mitteldeutschen Meisterschaften in der Leichtathletik statt.

1926: Am 11. Oktober beschließt die Stadt den dringend erforderlichen weiteren Ausbau des Stadions zu einem großen Sportkomplex mit Tribüne. Der Komplex lautet ab nun »Stadion am Gesundbrunnen«, benannt nach dem Gesundbrunnen Haus.

1927: Die finanziellen Mittel von 480.000 Reichsmark sind verbraucht. In Folge der Weltwirtschaftskrise wird nicht weitergebaut. Das Stadion blieb weiterhin ein Provisorium.

1935: Am 7. März wurde dann die nunmehr endgültige Fertigstellung des Stadions beschlossen. Dazu gehörten die hohen Außenmauern aus Lobejüner Porphyr und die ehemals geplanten Kapazitäten.

1936: Am 3. August wird das Stadion erstmals fertig und am 22. August unter dem Namen "Mitteldeutsche Kampfbahn" eingeweiht. Es entwickelt sich zu einer wichtigen Sportstätte, in der nicht nur Fußball gespielt, sondern auch Meisterschaften im Radfahren, Feldhandball, Boxen und in der Leichtathletik ausgetragen werden.

1939: Umbenennung des Stadions in "Horst-Wessel-Kampfbahn".

1945: Umbenennung in »Kurt-Wabbel-Stadion« (KWS) am 15. November.

Hier ein kleiner Auszug aus der damaligen Begründung:

"Kurt Wabbel ist ein in hallischen Sportlerkreisen bekannter Athlet, der in einem Konzentrationslager den Tod gefunden hat. Somit würde eine Ehrung seitens der Sportler mit der Namensnennung des Stadions erfolgen."

Die Jahre 1946–1990

1951: Im August erlebt das hallesche Kurt-Wabbel-Stadion ein großes Fußballfest. Zum Spiel Turbine Halle gegen den Hamburger SV (2:2) kommen über 40.000 Zuschauer.

1955: Gründungsveranstaltung der »Sport-Toto-Gesellschaft der DDR« mit einer Musik- und Sportschau im KWS. Die SC Chemie Halle-Leuna B-Jugend wird DDR-Jugendmeister.

1958: Die Internationale Friedensfahrt findet erstmals im Kurt-Wabbel-Stadion statt. Auch die Deutschen Handballmeisterschaften werden hier am 12. Oktober ausgetragen.

1961—1965: Bau des »Sportdreiecks«

1962: SC Chemie Halle wird DDR-Pokalsieger und nimmt erstmals am Europapokal teil. Am 19. September spielt SC Chemie Halle gegen OFK Belgrad.

1964: Klaus Urbanczyk holt mit der DDR-Olympiaauswahl in Tokio die Bronzemedaille. Die DDR hatte sich in der internen deutschen Olympiaqualifikation gegen die BRD durchgesetzt und schaltet später auch die Holländer aus.

1966: Am 26. Januar wird mit dem HFC Chemie der 11. und damit letzte Fußballclub in der DDR gegründet.

1969: Flutlichtpremiere im Kurt-Wabbel-Stadion zum Spiel HFC Chemie gegen Chronik Zabrze.

1970/71: Mit dem dritten Platz in der DDR-Oberliga qualifiziert sich der HFC Chemie für den UEFA-Pokal.

1978: Etappenort 31. Internationale Friedensfahrt, EM-Qualifikationsspiel DDR gegen Island (3:1)

1980: Etappenort 33. Internationale Friedensfahrt

Die Jahre 1991–2010

1991: Der HFC qualifiziert sich für die 2. Bundesliga und den UEFA-Cup. Am 18. September findet das UEFA-Pokal-Spiel HFC gegen Torpedo Moskau statt.

1994: DFB-Pokal 1. Hauptrunde: HFC gegen Bayer Uerdingen (1:4)

1995: Der FC Bayern ist in Halle zu Gast. Das Spiel endet 2:12 für den FCB.

1997: Tragisches Fallschirmunglück am 26. September beim Oberliga-Stadtderby HFC gegen VFL Halle 96. Ein Fallschirmspringer sollte den Spielball aus der Luft einfliegen, stürzte dabei im Kassenbereich der Haupttribüne ungebremst zu Boden und riss drei weitere Menschen mit in den Tod. Zum Gedenken an die Opfer wurde anschließend eine Gedenkplatte am Unglücksort in den Asphalt eingearbeitet. Im Zuge des Ersatzneubaus ist diese Gedenktafel nunmehr am Marathontor eingelassen worden.

2000: Aufstieg des HFC in die NOFV-Oberliga.

2001: Demonstration der Waggonbauer im KWS.

2002: DFB-Pokal 1. Hauptrunde HFC gegeg SC Freiburg (1:3)

2005: Dr. Theo Zwanziger in Halle: »Ihr braucht ein neues Stadion!«

2006: Anti-Rassismus-Aktion der HFC-Nachwuchsabteilung im KWS: B-Jugendspieler Hory-Man Bukuru verliest eine Resolution.

2008: Der Aufstieg des HFC Chemie in die DFB-Regionalliga Nord ist perfekt. Am 26. November beschließt der Stadtrat Halle die umfassende Sanierung des Stadions. Eine moderne Fußballarena mit 15.000 Plätzen soll entstehen. 

2009: Der Fördermittelbescheid für den Stadionneubau wird übergeben.

2010: Das letzte Spiel findet Anfang Juni im alten Kurt-Wabbel-Stadion statt.

Der Abriss

Nach fast 90 Jahren befand sich das Kurt-Wabbel-Stadion in den letzten Jahren in baulich desolatem Zustand. So waren Teile des Stadions gesperrt, die Flutlichtanlage und die Drainage funktionsuntüchtig. Aus diesem Grund war ein dauerhaft regulärer Spielbetrieb nicht mehr möglich. Hinzu kamen funktionale Defizite aufgrund fehlender oder unzureichender Einrichtungen (Gastronomie, Medien, Sanitär).

Daraus ergab sich für die Stadt Halle (Saale) die Notwendigkeit eines Stadionneubaus. Um den optimalen Standort für ein solches Projekt zu ermitteln wurden 12 potentielle Standorte im Stadtgebiet auf ihre Tauglichkeit untersucht. Im Ergebnis wurden für die dezentralen Alternativstandorte Hufeisensee und Halle-Messe-Bruckdorf deutlich erhöhte Aufwendungen für die äußere und innere Erschließung festgestellt. Für den alten Standort sprachen dabei die Erhaltung der städtebaulichen Struktur sowie die Tradition als gewachsener Sportstandort.

Nachdem der Stadtrat zugestimmt hatte, begann am 13. Juli 2010 der Abriss.

Fußball

Fußball wurde im KWS seit den 20er Jahren gespielt.

Unter anderem die SG Glaucha, SG Freiimfelde Halle, ZSG Union Halle, SV Turbine Halle, SC Chemie Halle Leuna, SC Chemie Halle spielten im KWS und bestimmten in der Nachkriegszeit bis Anfang der 60iger Jahre den Fußballsport im Osten Deutschlands maßgeblich mit. Die ZSG Union gewann beispielsweise 1949 vor 50.000 Zuschauern in Dresden das Endspiel um die 2. Ostzonenmeisterschaft. Turbine Halle wurde 1952 DDR-Fußballmeister.

Am 26. Januar 1966 wird mit dem HFC Chemie der 11. und damit vorerst letzte Fußballclub in der DDR gegründet.

Ab den 1960er Jahren wurde das Stadion weitgehend nur noch für Fußballspiele des größten halleschen Fußballclubs HFC Chemie genutzt, zu denen neben den normalen Meisterschaftsspielen auch Europapokalspiele gegen den PSV Eindhoven und Torpedo Moskau gehörten. Im Kurt-Wabbel-Stadion wurden 1949, 1968 und 1971 die Endspiele um den FDGB-Pokal ausgetragen.

Die Fußballnationalmannschaft der DDR trug von 1975 bis 1988 fünf Länderspiele aus:

  • 28. Mai 1975: DDR vs. Polen 1:2
  • 4. Oktober 1978: DDR vs. Island 3:1
  • 19. November 1980: DDR vs. Ungarn 2:0
  • 13. November 1983 DDR vs. Schottland 2:1
  • 30. März 1988 DDR vs. Rumänien 3:3

Im Juni 1991 wird der Hallesche FC e. V. gegründet, der ab da Hauptnutzer des KWS ist.

Nach dem 4. Platz in der letzten NOFV-Meisterschaftsrunde gelingt 1991 der Aufstieg in die 2. Bundesliga und man qualifiziert sich zugleich für den UEFA-Cup. Nach gutem Start kann die Liga in der Folge aber nicht gehalten werden.

Es erfolgte der Abstieg in die Amateuroberliga. 1992 trifft man in der ersten DFB Pokal Hauptrunde auf Borussia Dortmund, verliert aber mit 1:4 klar.

Der direkte Wiederaufstieg wird in dieser Saison verfehlt. 1992/1994 wird zudem auch noch die Regionalliga verpasst. Viele Spieler haben darauf den Verein verlassen, der in der Folgezeit schweren Zeiten entgegen sieht und in den Folgejahren einen Neuanfang durchmacht. 1995 war insoweit mit dem Abstieg aus der Oberliga, mit nur 3 Punkten, der negative Höhepunkt. Danach ging es dann schrittweise wieder bergauf.

Unter anderem fand 1995 ein Freundschaftsspiel gegen Bayern München statt, welches nach 1:0 Führung noch mit 2:12 verloren ging. 1997 gelang der Wiederaufstieg in die Oberliga, aus der man jedoch gleich wieder Abstieg um dann 2000 erneut aufzusteigen. 2002 gewinnt man den Landespokal, verliert aber in der ersten DFB Pokalrunde gegen den SC Freiburg mit 1:3. 2007/2008 qualifiziert man sich für die neu eingeführte DFB Regionalliga als Staffelsieger. Gleichzeitig gewann man den Landespokal in Magdeburg. Im DFB Pokal verlor man allerdings gegen Hannover 96 mit 5:0. Der HFC etablierte sich als Spitzenmannschaft in der Regionalliga und schaffte in der Saison 2011/12 den Aufstieg in die 3. Liga.

Der HFC hat in seiner Vergangenheit mit Bernd Bransch (72), Klaus Urbanczyk (34), Werner Peter (9), Dariusz Wosz (7), Frank Pastor (7), Dieter Strozniak (6), Helmut Stein (2), Günther Imhof (2), Jens Adler (1), Erich Haase (1), Erhard Mosert (1), Horst Walter (1) 12 DDR Nationalspieler herrausgebracht. Die Anzahl der jeweiligen Länderspiele ist in Klammern beziffert. Dariusz Wosz absolvierte zudem 24 DFB Länderspiele.

Wer mehr zum Fußball und insbesondere den Halleschen FC wissen möchte, der kann auf www.hallescherfc.de näheres erfahren.

4. September 2012

Am 4. September 2010 wurde der symbolische Spatenstich zum Bau des neuen Stadions durchgeführt.

Richtfest

Der Bau am neuen Stadion ist seit dem symbolischen Spatenstich zügig vorangegangen. Infolge des strengen Winters musste die Baustelle allerdings fast 2 Monate ruhen.

Am 08.04.2011 konnte Richtfest gefeiert werden.

Die Eröffnung des neuen Stadions

Am 20.09.2011 fand dann das erste Spiel des Halleschen FC im Stadion statt. Eine wunderschöne Choreographie der Fans und ein tolles Feuerwerk waren neben dem Spiel die Höhepunkte im ausverkauften Stadion. Das Spiel endete 1 : 4.

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